Montag, 29. Dezember 2014





wenn die gegenstände ihre fühler einziehn
zweites horchen
und die außer reichweite
sich mit dem stoff vermengen
erheben sich die grauen schatten
gegen jede wahrscheinlichkeit
oder wofür wir sie immer nahmen
sie, die die zeit verleiten können
so daß sie ungerechnet bleibt




Sonntag, 21. Dezember 2014





manchmal meldet sich unser Menschsein leise –
Kinder gehen doch miteinander um
auf verschwenderische Weise;
wir Späteren kennen einander
nur noch sparsam und weise,
und doch ist da eine Zuversicht ...

dann meldet sich unser Menschlein leise
und besteht auf seine kindische Weise




Mittwoch, 10. Dezember 2014




erstes licht



langsam lasse ich
den gedanken ihren lauf

vielleicht wollen sie lieber frei sein
ohne mich

das gehör braucht keinen halt
in der seidigkeit

auf dem weg ohne irgendwo
hinzuwollen

fettige flocken
um die keiner wissen mag
machen sich auf

zeit zu staunen:
tod und leben auf derselben seite




Sonntag, 7. Dezember 2014




Kieloben


Nun, da ich kieloben auf den Dünen lagere und die aufgepeitschte Wintersee aus sicherer Entfernung betrachte, wird mir manches klarer. In meiner Position sieht man mehr in sich hinein. Mir wird klarer, warum ich nicht taugte. Ich liebte es, auf den Wellen zu schaukeln, aber man konnte mich nicht mit Kisten belasten, die warf ich ab. Überhaupt hielt ich nur, was ich liebte: die stille Dezembervollmondnacht; den Maler, der sie draußen in mir ersah; den Zauber. Ich liebte dich. Was mich anging, erfuhr ich von dir. Sturm und Salz und Sonnenglitzern.
Vielleicht liebte ich zu viel. So wird nichts aus einem. Etwas von einem gestrandeten Wal ist nun um mich. Unförmig. Man kann lange fragen.




Donnerstag, 4. Dezember 2014




dezember im dorf

früh am nachmittag
siehst du in räume hinein
die dich nichts angehn




war das ich, die in
den morgendunst hinausschwamm
verschwand außer sicht?




wieder dezember –
gibt es neue gedichte?
platz will ich machen.




Donnerstag, 27. November 2014




doch


im frühling ist es leicht
zu früh
zu spät

und er geht
ganz einfach nichts
wird daraus

doch ist nicht das all
vollzählig?
immer?




Dienstag, 18. November 2014




Ich bin ausgedacht. (Thomas Brasch)




verzicht.
alles schon verausgabt an mich.
geh wem voran.
folge wem nach. nichts.
nicht einmal nichts.
leicht befingertes sein.
abgewähltes. dennoch nicht
losgewordenes
auszuziehen.